Oberrohrdorf: Externer Bericht bei Neubauten

2022-10-22 20:49:46 By : Ms. Niki Ning

Im Oberrohrdorfer Zentrum soll das ehemalige Post-Gebäude einem Mehrfamilienhaus weichen. Gegen das Projekt sind sechs Einwendungen eingegangen – einige finden, der Neubau füge sich nicht ins Ortsbild ein. Nun nimmt der Gemeindeschreiber Stellung.

Das ehemalige Post-Gebäude an der Ringstrasse 5 in Oberrohrdorf – zwischen der ehemaligen Milchgenossenschaft und der neuen Poststelle an der Cholacherstrasse – soll abgerissen werden. Stattdessen ist ein viergeschossiges Mehrfamilienhaus mit Einstellhalle geplant. Es soll Platz bieten für insgesamt 15 Wohnungen mit Loggien sowie für Gewerbe. Gemäss Visualisierungen ist ein Massivbau mit Flachdach geplant. Die Fassade soll aus horizontal gegliederten Betonbändern in Weisszement und hellem Klinkermauerwerk bestehen.

Der zuständige Architekt vom Büro Frei Architekten AG aus Aarau und Gemeindeschreiber Thomas Busslinger finden beide, dass sich der Neubau gut ins Ortsbild einfügt, wie sie gegenüber dieser Zeitung sagten. Das sehen jedoch nicht alle so. Dass ein altes, ehrwürdiges Haus mit hübschem Holzschopf aus dem Dorfbild verschwinden und dafür ein moderner Neubau realisiert werden soll, erhitzt die Gemüter.

Vor einigen Tagen ist die Einsprachefrist für das Baugesuch abgelaufen. Jetzt steht fest: Insgesamt sechs Einwendungen sind eingegangen. Die einen finden den Neubau zu hoch, die anderen zu breit. Einige bemängeln den Abstand zum Strassenraum, wieder andere die Anzahl der Besucherparkplätze. Und eine Einsprache dreht sich im Grundsatz einfach darum, dass das neue Gebäude nicht ins Ortsbild passe.

«Meinungen sind immer subjektiv», sagt Busslinger dazu und fügt an:

Fakt sei, dass Neubauten eine Chance auf neue Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Ebenfalls Fakt sei, dass man heute verdichtet bauen müsse. «Wir wollen einerseits die Landwirtschaft schonen, damit wir noch ein wenig Grün haben und andererseits wollen wir uns als Gemeinde weiterentwickeln», sagt Busslinger. «Deshalb führt kein Weg daran vorbei, neuen Wohnraum zu schaffen.» Auf jeden Fall werde oft ein einzelnes Haus durch ein Mehrfamilienhaus oder eine ganze Überbauung ersetzt. Das Bauprojekt an der Ringstrasse sei daher kein Sonderfall.

Und doch sei es dem Gemeindeschreiber und ohnehin dem gesamten Gemeinderat ein Anliegen, das Ortsbild so gut als möglich zu wahren. Um sicherzustellen, dass alte, bildgebende Gebäude optimal ersetzt werden, hat er verschiedene Möglichkeiten.

Das Projekt an der Ringstrasse befindet sich derzeit in der Anfangsphase. «Wenn jemand ein Baugesuch einreicht, das nach einer rudimentären Prüfung den gesetzlichen Vorgaben zu entsprechen scheint, hat man Anspruch auf die Publikation des Baugesuchs», sagt Busslinger. Das heisst einfach, dass das Projekt in dieser Form grundsätzlich möglich wäre und alle erforderlichen Baugesuchsunterlagen beiliegen.

Innerhalb der nächsten 30 Tage nach der Publikation können Personen mit berechtigten Interessen – zum Beispiel Grundeigentümer, Bau- oder Kaufberechtigte, Mieter, Pächter oder direktanstossende Nachbarn – Einwendung einreichen. Die Bauherrschaft – im Fall der Ringstrasse ist dies die Hächler Immobilien AG aus Wettingen – erhält nun die Möglichkeit, zu diesen Einwendungen Stellung zu nehmen. Wie es danach weitergeht, wird sich zeigen. Allenfalls werden Einwendungsverhandlungen durchgeführt und/oder Projektanpassungen vorgenommen.

Zudem hat der Gemeinderat die Möglichkeit, einen Fachgutachter beziehungsweise eine Fachgutachterin hinzuzuziehen, welche die Situation speziell in Bezug auf die Einpassung ins Dorfbild analysiert. Anschliessend erarbeite diese Fachperson einen externen Bericht und gebe dem Gemeinderat eine Empfehlung ab. «Gerade bei Bauten im Kern hat sich diese Vorgehensweise bewährt», sagt Busslinger. Weil dann eben nicht mehr eine persönliche Meinung, sondern ein Expertenbericht vorliege. Ob eine solche Prüfung beim Ringstrasse-Projekt angewendet wird, steht noch nicht abschliessend fest. «Ich gehe aber davon aus», sagt Busslinger. Schliesslich sei es allen ein Anliegen, das Ortsbild zu schützen.