NDR Kultur

2022-10-22 20:51:44 By : Mr. Dongfang Yin

Der Milliardär Hasso Plattner hat in Potsdam ein ehemaliges Terrassenrestaurant aus DDR-Zeiten zum Kunsthaus umbauen lassen. Am Wochenende ist "Das Minsk" eröffnet worden.

Potsdam ist als Schlösserstadt bekannt. Während die Altstadt liebevoll gepflegt wird und barocke Fassaden wiederaufgebaut werden, hat DDR-Architektur einen eher schweren Stand. Auch das Restaurant "Minsk" wäre wahrscheinlich abgerissen worden, wenn Hasso Plattner es nicht gekauft hätte. Nun erstrahlt es in neuem Glanz: weißer Beton und rote Klinker, große Fensterflächen und davor Terrassen auf mehreren Ebenen.

Das Publikum am Eröffnungstag war begeistert: "Es ist ein Teil der Geschichte von Potsdam und aus meiner Sicht ist es erhaltenswert", sagte ein Besucher. Ein anderer meinte: "Die Räume eignen sich total gut für ein Museum. Es ist gut beleuchtet, es sind schöne Räume und die Kunst und das Gebäude harmonieren gut zusammen."

Früher war das Minsk eine Gaststätte und zu DDR-Zeiten sehr beliebt. Hier wurden Betriebsfeste und Jugendweihen gefeiert. Erst nach der Wende blieben die Gäste aus. Das Restaurant wurde geschlossen und verfiel. Inzwischen aber gibt es wieder ein Interesse am Erbe der DDR. "Wir sind keine Potsdamer, haben keine Erinnerung daran, finden es aber total richtig, dass das erhalten wurde. Man kann auch nicht alles platt machen", meint ein weiterer Besucher.

"Kunst in der DDR" ist das übergreifende Thema, mit dem die Kunstsammlung Neubrandenburg ihr 40-jähriges Bestehen feiert. mehr

Natürlich hat es eine gewisse Ironie, dass das Haus vor allem deshalb noch steht, weil es ein Milliardär aus dem Westen gekauft hat. Hasso Plattner ist ein bekannter Kunstmäzen und hat Potsdam schon das Museum Barberini geschenkt, die Rekonstruktion eines im Krieg zerstörten klassizistischen Gebäudes, in dem er Werke aus seiner Kunstsammlung ausstellen lässt - vor allem Alte Meister und impressionistische Gemälde. Doch Plattner besitzt auch Kunst aus der DDR - sie soll im Minsk gezeigt werden.

"Die Sammlung ist das Herzstück dieses Hauses", sagt die Leiterin des Minsk Paola Malavassi. Für die ersten zwei Ausstellungen im Minsk sei diese unverzichtbar gewesen. "Da haben wir den Maler Wolfgang Mattheuer aus Leipzig, ein konformer Künstler mit Privilegien zu der Zeit, der zugleich etwas Subversives hat. Wir interessieren uns für diese Widersprüchlichkeit."

Wolfgang Mattheuer hat zum Beispiel Kleingärten gemalt, mit wunderschönen Blumenbeeten, aber auch mit Zäunen und engen Häusern. Einer der Kleingärtner wird zum Ikarus und versucht der Enge zu entfliehen.

Die zweite Ausstellung im Minsk zeigt Fotos, die der Kanadier Stan Douglas in den 90er-Jahren in Potsdam gemacht hat: leere Kleingärten im Frühherbst, mit schiefen Häuschen und maroden Zäunen. Sie wirken wie Symbole einer untergehenden Kultur. Und tatsächlich gibt es viele dieser Kleingärten nicht mehr. Sie mussten in Potsdam Immobilienprojekten weichen. Die Ausstellung verweist auf Unterschiede zwischen gestern und heute und tritt mit den Kleingartenbildern von Wolfgang Mattheuer in einen Dialog.

Paola Malavassi hat sich vorgenommen, DDR-Kunst nicht einfach für sich zu präsentieren, sondern gekoppelt an Fragestellungen, die ins Heute hineinwirken: "Wessen Geschichte erzählen wir und aus welcher Perspektive? Das sind alles sehr wichtigen Fragen und ich glaube, die Zeit ist gekommen, dass die Kunst aus der ehemaligen DDR immer sichtbarer wird."